Die Mission für Schwingerkönig Joel Wicki war an diesem wunderbar organisierten und von fast einer halben Million Menschen besuchten Schwing- und Älplerfest im Glarnerland klar: die Titelverteidigung. In Pratteln 2022 war der Abrogans-Athlet zum erst zweiten König des Innerschweizer Verbandes geworden, und nach dem ersten Tag in Mollis war der 28-jährige Sörenberger ganz auf Kurs: Drei Siege und ein Gestellter bedeuteten eine hervorragende Ausgangslage für den Sonntag.
Nach dem zweiten Tag an diesem stimmungsvollen Fest hingegen liess sich sagen: Es war ein Wochenende geprägt von strittigen Entscheiden gewesen. Einer davon hatte auch Wicki betroffen und ihn schon bald vom Titelweg abkommen lassen. Mit vier Siegen und vier Gestellten war er zwar keinem Gegner unterlegen, dennoch fehlten ihm aber die Punkte für die absolute Spitze. Wicki gewann den Kranz, verlor aber die Krone und fand sich mit 74,75 Punkten wieder im geteilten 9. Rang mit seinem Abrogans-Kollegen Adrian Odermatt. Dieser hatte in Pratteln vor drei Jahren als Dritter überrascht, war damals bester Neukranzer und gewann jetzt sein zweites eidgenössischen Eichenlaub.
Mit noch einem Viertelpunkt mehr schrieb Pirmin Reichmuth, der zweite Innerschweizer Hoffnungsträger, im 8. Rang seine ganz eigene Geschichte: Mit fünf Siegen, der Startniederlage gegen den Schlussgang-Qualifizierten Werner Schlegel und der Schlussniederlage gegen den späteren König Armon Orlik, trat Pirmin Reichmuth nach Gang 7 vor die SRF-Kamera und verkündete von Emotionen gezeichnet seinen Rücktritt vom professionellen Schwingsport. Nach einer schönen Karriere, aber auch drei Kreuzbandrissen und einer gesundheitlich durchzogenen Saison hatte sich der 29-jährige Zuger am Samstag erneut verletzt. Es bedurfte der überzeugenden Worte seiner Betreuer, das Fest trotzdem zu beenden – am Schluss sicherte sich der 1,98-m-Hüne den vierten eidgenössischen Kranz. Wir wünschen Pirmin gute Genesung und alles Gute für die Zukunft!
